Begegnungen in Israel und Palästina
Erschienen am 11. April 2015 in Internationales
Ankunft
Am Samstag, 28. März, brachen drei Rover unseres Stammes zusammen mit zwei Leitern nach Israel auf. Von Düsseldorf ging es über Istanbul nach Tel Aviv. Dort landeten wir um 00:20 und verbrachten die restliche Nacht in Gastfamilien.
Morgens trafen wir bei den Pfadfindern in Kiryat Ono auf einen weiteren Rover, der bereits seit einer Woche in Tel Aviv und Kiryat Ono unterwegs war. Zusammen mit den israelischen Pfadfindern erkundeten wir Kiryat Onos Umgebung und Parks, das Pfadfinderheim und das Shopping-Center, in dem einige von uns Geld tauschten. Daneben wurden immer wieder Spiele gespielt, viel geredet und gelacht. Mittags versuchten wir im Pfadfinderheim zu grillen, was sich aber als schwieriger herausstellte als gedacht, da der Grill nicht angehen wollte. Nach beinahe einer Stunde gelang es den israelischen Pfadfindern dann doch den Grill zu entzünden und es gab Burger und Würstchen. Nachdem wir aufgeräumt hatten ging es zurück in die Gastfamilien. Einige machten sich mit ihren Gastfamilien auf nach Tel Aviv, andere aßen, wieder, Burger und wieder andere saßen zu Hause, spielten israelische Spiele und unterhielten sich.
Am Montag besuchten wir morgens das Schwimmbad und trafen uns dann nachmittags wieder am Pfadfinderheim, um zu lernen wie man die Zelte, in denen wir die nächsten Tage schlafen sollten, aufbaut und was wir für den anstehenden Trip einpacken sollten. Frauke und Tomtom wurden von ihrer Gastmutter abends noch durch ein Viertel geführt, in dem beinahe nur streng orthodoxe Juden lebten. An diesem Abend gingen alle früh ins Bett, da wir am nächsten Morgen um 3 Uhr aufstehen mussten.
Sea to Sea Trip
Wir trafen uns sehr früh am Pfadfinderheim, um von dort mit einem Bus über Herzliya zum Mittelmeer, nahe der Grenze zum Libanon, zu fahren. Dort sollte unsere Wanderung beginnen, denn wir wollten zum See Genezareth wandern. Am Mittelmeer füllten viele Israelis mitgebrachte Fläschchen mit Wasser auf, welche sie dann im See Genezareth wieder entleeren wollten.
Wie wir allerdings feststellen mussten, war der Sea to Sea Trip gar kein Sea to Sea Trip. Eine große Strecke (zwei Stunden Fahrzeit) legten wir mit dem Bus zurück, um von dort unsere Wanderung zu beginnen. Doch kaum hatte die Wanderung begonnen (wir waren einen Kilometer gewandert), da wurde sie auch schon jäh durch eine einstündige Pause unterbrochen. Dies zog sich über den ganzen Tag hin, wir hatten das Gefühl mehr Zeit Pause gemacht zu haben als gewandert zu sein.
Während der Wanderung waren wir der Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Da der Sea to Sea Trip für jüngere Pfadfinder ausgelegt war (13 bis 16 Jahre) konnten wir uns mit den Pfadfindern dort nicht wirklich über für uns interessante Themen unterhalten, sie jedoch waren umso mehr an unserem Leben und unserer Meinung zu Israel interessiert. Zum Glück wurden wir von zwei Scouts aus Herzliya begleitet, welche in unserem Alter waren und mit denen wir viele interessante Gespräche führten.
Am Abend wurden wir von Bussen eingesammelt und zu einem Kulturzentrum gefahren in dem wir übernachteten, da es in der Nacht regnen sollte. Nachdem gemeinsam gekocht und zu Abend gegessen wurde unterhielten wir uns noch mit den jungen Pfadfindern und gingen dann ins Bett.
Am nächsten Morgen wurden wir auf zwei Weisen überrascht. Nicht nur, dass sich das gesamte Kulturzentrum in eine einzige Müllhalde verwandelt hatte, sondern auch dass wir um 5 Uhr geweckt wurden, um 9 Uhr in den Bus stiegen und um 10 Uhr immer noch nicht losgewandert waren. Die Stimmung in unserer Gruppe hatte einen Tiefpunkt erreicht, da wir uns eine Wanderung so nicht vorstellten und unsere Zeit nicht verschwenden wollten. Daher sprachen wir zusammen mit unseren Begleiterinnen mit der „Person in Charge“, ob wir alleine weiter wandern dürften. Das durften wir nicht, uns wurde allerdings gesagt, dass wir sofort mit der nächsten Gruppe aufbrechen könnten.
Nach einer halben Stunde legten wir die erste Pause ein. Daraufhin teilten wir mit, dass wir genau dies nicht tun wollen, sondern lieber einfach weiter wandern würden. Der Guide gab uns daraufhin mit den Worten „do you want to navigate!?“ die Karte und wir übernahmen die Führung der Gruppe. Pausen wurden akribisch auf 15 Minuten festgelegt und eingehalten. Auch wenn wir das Gefühl nicht loswurden, dass der Guide uns die Führung der Gruppe nicht zutraute („Sicher, dass das richtig ist?“, „Ja!“, „Ganz, ganz sicher?“) und uns mit unnötigen Fragen, die nicht ohne Technik zu beantworten waren, auf die Probe stellte („Wo ist Norden?“, „Da!“, „Woher wisst ihr das?“, „Wir haben ein GPS Gerät!“), schlugen wir uns sehr souverän. Dazu muss man sagen, dass die Wanderwege genau wie auch in Deutschland sehr gut gekennzeichnet waren.
Nach einiger Zeit übernahmen die Israelis aber doch wieder die Führung und verdonnerten uns zu einer langen Pause. Dann beschlossen wir uns einfach an der „Person in Charge“ vorbei zu schleichen und alleine weiter zu wandern.
Über Walkie Talkies wurde die Gruppe vor uns über unseren Ausbruch informiert („… che che che … Germanie… che che che…“) und erwarteten uns bereits. Von dort an durften wir zusammen mit unseren beiden Begleiterinnen frei zwischen den einzelnen Wandergruppen wechseln. So arbeiteten wir uns von der Mitte bis an die Spitze der gesamten Wanderung vor (500 Leute). Als wir diese erreicht hatten wurde uns ein „personal Guide“ zur Verfügung gestellt mit dem wir dann alleine weiter wanderten und das Camp eine Stunde vor den ersten israelischen Pfadfindern erreichten.
Abends campierten wir dann auf einem öffentlichen Zeltplatz und kochten und aßen mit unserer Gruppe.
Es entstand eine sehr schöne „Bazar-Atmosphäre“ durch die vielen verschiedenen Kochstellen und wir nutzten die Chance, überall einmal zu probieren. Wir waren auch überall willkommen und es schmeckte uns ausgezeichnet.
Danach ging es für uns alle sehr früh ins Bett, da die Wanderung, das frühe Aufstehen und die extrem aufgepushten Kinder uns den Rest gegeben hatten.
Am nächsten Morgen wurden wir unsanft um 6 Uhr geweckt („GET UP!! WE NEED TO MOVE THE TENT!!!“, gefolgt von Schlägen gegen unser Zelt). Wir frühstückten gemütlich mit unseren beiden Begleiterinnen und den Securities und brachen dann zur Wanderung auf. Genau wie am Tag zuvor arbeiteten wir uns von beinahe ganz hinten an die Spitze vor und erreichten wieder als erste mit großem Vorsprung das Ziel. Auf dem Weg trafen wir auch weitere Israelis in unserem Alter, welche keine Pfadfinder waren, und machten mit ihnen Pause während sie Gitarre spielten. Als alle Gruppen am Ziel angekommen waren fuhren wir mit Bussen zum See Genezareth, in welchem wir aber nicht schwimmen durften. Danach fuhren wir mit dem Bus nach Tel Aviv.
Hostel
Die Nacht verbrachten wir im Hostel. Abends trafen wir Dor und gingen zusammen mit ihm Essen. Abends gingen alle, bis auf Yannik, der noch eine Freundin traf, früh ins Bett.
Palästina — Willkommen im größten Gefängnis der Welt
Karfreitag fuhren wir morgens mit dem Bus nach Jerusalem um dort in einen weiteren Bus nach Bethlehem zu steigen. Um 13 Uhr kamen wir in Bethlehem an und suchten die Schule, in der wir die nächsten Nächte verbringen wollten. Eingeladen wurden wir von christlichen Pfadfindern, welche in der Schule auch ihr Pfadfinderheim hatten.
Nach einem herzlichem Empfang und leckerem Essen wurden wir durch Bethlehem geführt. Dazu besuchten wir das Wi’am Palestinian Conflict Resolution Centre, wo uns etwas über die Mauer, welche Bethlehem umgibt, erzählt wurde.
Danach stiegen wir auf das Dach eines Hotels und betrachteten Bethlehem von oben. Hier wurde uns noch einmal deutlich, wie sehr die Mauer das Leben der Menschen beeinflusst.
Dann besuchten wir auch die Nativity Church, und dort die Geburtsgrotte Jesu, von der wir schon sehr viel durch das Friedenslicht gehört hatten.
Karsamstag
An diesem Morgen hieß es früh aufstehen, wir wollten nämlich gegen 8 Uhr „arabischer Zeit“ aufbrechen. Das hieß so viel, dass wir tatsächlich gegen 9 Uhr aufbrachen. Das Zeitverständnis der Araber scheint also kompatibel mit dem der Pfadfinder in Deutschland zu sein.
Wir fuhren mit einem Kleinbus aus Bethlehem heraus, wanderten den restlichen Weg zum Kloster Mar Saba, welches im Jahre 483 gegründet wurde und in dem zwischenzeitlich mehr als 4000 Mönche lebten. Bei unserer Ankunft waren es allerdings nur noch 7. Einige von uns hatten dummerweise kurze Hosen angezogen, oder waren Frauen. Ihnen wurde der Zutritt nicht gewährt. Als Kompromiss durften wir das Kloster betreten wenn wir unsere kurzen Hosen etwas tiefer herunterzogen, für Frauke konnten wir allerdings nichts tun. Sie musste vor dem Kloster warten.
Während wir uns das Kloster von innen ansahen und einen kleinen Snack zu uns nahmen, unterhielten sich die Mönche vor dem Kloster mit Frauke und brachten ihr Tee und Getränke sowie Salben gegen den „Stress“. Somit hatten am Ende alle einen angenehmen Aufenthalt.
Wir erklommen den Hügel auf der anderen Seite des Klosters und machten dort einige Bilder. Danach wanderten wir auf einen hohen Hügel weil man dort angeblich das Tote Meer sehen könnte. Man konnte es nicht, was allerdings nicht weiter tragisch war.
Dann besuchten wir den Convention Palace und Salomons Teiche in Bethlehem, sowie ein angegliedertes Museum. Dort ausgestellt symbolträchtig eine Vitrine mit Schlüsseln zu Häusern in ihrer alten Heimat, den viele palästinensische Flüchtlinge noch immer aufbewahren.
Mit dem Bus ging es dann zurück zur Schule, wo wir uns fertig machten, da wir am Abend die Ostermesse mit Johny und seiner Familie besuchen wollten.
Die Ostermesse war für uns alle ein besonderes Erlebnis. Nicht nur, dass der Gottesdienst komplett anders ablief als bei uns, auch wussten wir nie was wir überhaupt zu tun hatten oder was vor sich ging, da der Gottesdienst komplett in Arabisch gehalten wurde und aus einem Gesang zwischen Priestern und Gemeinde bestand. Nach dem Gottesdienst besuchten wir noch die Agape.
Zu Hause wollten wir den Abend gemütlich ausklingen lassen, hatten dazu allerdings nicht die nötige Anzahl an isotonischen Erfrischungsgetränken. Einige von uns machten sich auf den Weg um welche zu besorgen, was an einem Samstagabend in einem muslimischen Staat gar nicht so einfach war. Nur durch Hilfe von einigen jordanischen Jugendlichen konnten wir noch einen Kiosk in einer dunklen Seitengasse finden, der unseren Bedürfnissen gerecht wurde („Wenn die uns in eine dunkle Seitengasse führen gehen wir auf keinen Fall mit!“, „We have to go left here!“, „Das ist eine dunkle Seitengasse…. NAAAGUT!“).
Ostersonntag
Heute konnten wir endlich einmal ausschlafen, was wir sehr genossen. Da wir ursprünglich nach Hebron wollten, dies allerdings auf den nächsten Tag verschieben mussten, konnten wir Bethlehem auf eigene Faust erkunden.
Wir sind an der israelischen Sperranlage, die mit einer bis zu acht Meter hohen Mauer Bethlehem von Jerusalem und kleineren palästinensischen Dörfern wie Walaja und Jaba trennt, entlanggelaufen. Die Bewegungsfreiheit der palästinensischen Bewohner der Stadt Bethlehem wird dadurch eingeschränkt. Wir sahen uns Graffitis und Geschichten der Einwohner an, und kamen dabei auch an einem Haus vorbei, das an drei Seiten von der Sperranlage umgeben war, hinter der sich an dieser Stelle Rachels Grab befindet.
Danach trennte sich unsere Gruppe. Während Yannik und Martin sich die Altstadt anguckten, gingen Mark, Jendrik, Tomtom, Frauke und Dieter weiter an der Mauer entlang und entdeckten den Checkpoint zurück nach Jerusalem.
Nachdem sie diesen in beide Richtungen einmal passiert hatten, wurden sie in einem Laden dazu eingeladen, sich wie Araber zu kleiden. Die Gastfreundschaft, die beide Gruppen erfuhren, hat alle sehr beeindruckt.
Am Nachmittag trafen sich alle an der Schule wieder um dann gemeinsam Johny und seine Familie zu besuchen. Ein etwas schlechtes Gewissen hatten wir schon, denn Johny hatte sich an diesem Osterfest sehr viel Zeit für uns genommen — Zeit die wir seiner Familie nahmen. Nun wurden wir auch noch zu ihm nach Hause eingeladen und lernten seine Frau und seine Kinder kennen.
Danach machten wir uns auf den Weg zur Schule, saßen dort zusammen und ließen den Tag ausklingen.
Ostermontag — Besuch in Hebron
Zusammen mit Johny und seinen Scouts fuhren wir mit einem Kleinbus nach Hebron. Dort wurden wir mehrmals unabhängig voneinander von verschiedensten Personen unterschiedlicher Bevölkerungsschichten und Institutionen durch Hebron geführt und uns wurden viele Schicksale erzählt. So wurde die Altstadt von Hebron geschlossen, nachdem direkt neben dieser eine jüdische Siedlung errichtet wurde. Die Menschen werden gezielt aus ihren Wohnungen getrieben, sei es durch Schikane oder durch Entschädigungszahlungen. Das für uns krasseste Beispiel war, dass die Palästinenser über ihre neue Einkaufsstraße ein Netz spannen mussten, da die jüdischen Siedler Stühle, Müll oder Steine in die Straße warfen. Nun, da das nicht mehr ging, würden sie manchmal heißes oder dreckiges Wasser oder Urin und ähnliches auf die Straße gießen.
Bei einer Organisation, welche sich die Neubesiedlung der Altstadt zur Aufgabe gemacht hat, erhielten wir, PowerPoint gestützt, Informationen über die aktuelle Situation und die Veränderungen innerhalb der letzten Jahre. Wir waren alle fassungslos.
Besonders schockiert hat uns der Moment als durch die Straßen Hebrons mindestens 80 Soldaten mit geladenen und entsicherten Waffen liefen, welche sie auf Bauchhöhe und den Finger nur wenige Zentimeter vom Abzug entfernt hielten. Der Grund: Die jüdischen Siedler wollten einkaufen (und hatten sich vorher ja leider etwas unbeliebt gemacht); wir hatten allerdings das Gefühl dass die Wanderung eher einer Führung glich. Wir und auch die Muslime wurden begafft und fotografiert wie Tiere in einem Zoo. Wir betraten außerdem eine jüdische Siedlung durch die Sicherheitskontrolle. Nach all dem fuhren wir in einer rasanten Taxifahrt zum Scoutcenter in Hebron, unterhielten uns mit den Pfadfindern und machten Gruppenfotos.
Zur allgemein Information sollte man wissen, dass in Hebron etwa 400 Siedler leben, welche durch 1500 israelische Soldaten geschützt werden. Wir haben uns in Hebron das erste Mal bedroht gefühlt, allerdings nicht von den Palästinensern sondern von den israelischen Soldaten. In den jüdischen Siedlungen leben vereinzelt noch palästinensische Bürger. Ihnen ist die Benutzung der Bürgersteige untersagt. Durch Sperrungen von Straßen oder ganzen Vierteln müssen Palästinenser riesige Umwege in Kauf nehmen. So mussten Sie damals ca. 250 Meter gehen um von A nach B zu kommen, durch Sperrungen sind es nun 5 Kilometer. Wir waren an diesem Abend sehr betrübt und mehr als schockiert. Dass es so etwas in einer nach außen scheinbar rechtsstaatlichen Demokratie geben kann, war für uns unvorstellbar.
Am Abend ging es zurück nach Bethlehem, wo wir zusammen mit Johnys Pfadfindern zu Abend aßen.
Dienstag, zurück nach Israel — Yad Vashem
Am Dienstag hieß es Abschied nehmen von den palästinensischen Pfadfindern, um die israelischen Pfadfinder wieder zu treffen. Wie sollten wir mit dem Erlebten umgehen? Was konnten wir Ansprechen? Und wie würden die Israelis reagieren?
Nachdem wir die Grenzkontrolle in Bethlehem passiert hatten („Are you Germans?“, „Yes“, „All of you?“, „Yes“, „Gogogo!“), wir wurden nicht einmal nach unseren Reisepässen gefragt, fuhren wir mit dem Bus zurück nach Jerusalem und trafen die Pfadfinder aus Kiryat Ono wieder.
Zusammen mit ihnen und einem Reisebus fuhren wir zum Yad Vashem. Der Besuch berührte und alle sehr stark. Einerseits weil wir die gesamte Zeit durch unsere Kluft als Deutsche zu erkennen waren und mit den Reaktionen der Menschen umgehen mussten (wir fühlten uns andauernd angeguckt), andererseits weil wir nicht nur unsere eigene Geschichte betrachteten, sondern auch die momentane Situation der Palästinenser, welche sich zwar unterscheidet, aber auch in vielen Punkten überschneidet. Das Museum an sich ist allein architektonisch ein Zeichen für sich. Große Teile des Museums liegen unter der Erde, das Museum stellt einen Keil dar, der durch den Felsen geschlagen wurde um zu verdeutlichen, dass nichts mehr so sein wird wie es einmal war. Je weiter man in das Museum gelangt umso bedrückender wird die Stimmung. Verlässt man das Museum steht man auf einmal auf einer Terrasse und kann bis zum Horizont blicken, hier kann man auch einen Bezug zur Bibel herstellen, der Einzug in das Heilige Land.
Nach einem Essen wurden wir in eine Einkaufsstraße geführt. Wir waren mehr als enttäuscht, immerhin hatte man uns Jerusalem versprochen. Darunter hatten wir die Altstadt verstanden. Das teilten wir den Pfadfindern auch mit.
Da es nicht unser erster Besuch in Jerusalem war, wussten wir natürlich, wie wir mit dem ÖPNV einfach zur Altstadt gelangen könnten. Diesen wollten die Pfadfinder aber nicht benutzen, es sei zu gefährlich, vor allem da die Straßenbahn am muslimischen Teil der alten Stadt halten würde. So fuhren wir mit dem privaten Bus, den die Pfadfinder gemietet hatten, zur jüdischen Seite der Altstadt und betraten sie dort. Durch Stau kostete uns diese Fahrt mindesten eine Stunde, so dass wir quasi zur Klagemauer hetzten, diese kurz ansahen und dann wieder zurück zum Bus mussten. Wir nahmen uns vor, am letzten Tag noch mal auf eigene Faust hierher zu kommen.
Abends verbrachten wir wieder Zeit in den Gastfamilien — wir konnten endlich wieder duschen!
Mittwoch
Am Mittwoch fuhren wir, zu unserer großen Überraschung mit dem ÖPNV, nach Tel Aviv. Nachdem wir alle, sowohl wir als auch die israelischen Pfadfinder, das geplante Spiel für „really annoying“ bezeichnet hatten, brachen wir es ab und verbrachten einen schönen Tag in Tel Aviv.
Zuerst besuchten wir den Hafen von Jaffa und gingen von dort aus zum Strand an dem wir einige Zeit verbrachten, badeten und uns sonnten. Danach gingen wir zum Mittagessen in ein Pfannekuchenhaus. Hier gab es, entgegen der allgemeinen Situation durch den Passover bedingt, auch richtige Pfannekuchen. Gestärkt machten wir uns auf den Weg zum alten Bahnhof von Tel Aviv, der inzwischen viele Geschäfte und Attraktionen beherbergt — Züge fahren hier nicht mehr.
Aus dem Besuch des Carmel Markets wurde leider nichts mehr, da wir den letzten Bus nach Hause nehmen mussten.
Donnerstag und Freitag: auf zum Toten Meer!
Donnerstags trafen wir uns sehr, sehr, sehr früh, um mit dem Bus nach Massada aufzubrechen. Nach einer langen Fahrt legten wir einen Zwischenstopp für ein Gruppenfoto mit Blick auf Jerusalem ein.
Dann ging die Fahrt weiter nach Ein Gedi am Westufer des Toten Meeres. Nach der langen Fahrt besichtigten wir die wasserreiche Oase. Auf dem Rundweg kamen wir an Wasserfällen vorbei und konnten etliche freilaufende Tiere sehen.
In Massada angekommen bezogen wir unsere Zelte und suchten nach einer geeigneten Stelle, an der Tom sein Versprechen ablegen könnte. Höhlen schlossen wir, nachdem wir in einer eine Schlange vorfanden, kategorisch aus, so dass wir uns am Ende für das Becken eines momentan versiegten Wasserfalles entschieden.
Im Camp zurück bereiteten wir alles zum Grillen vor. Nach einigen Anfangsschwierigkeiten klappte alles, alle waren zufrieden und wir konnten uns stärken.
Als wir zur Versprechensfeier das Camp verlassen und den ausgesuchten Platz aufsuchen wollten, wurde uns erklärt, dass die Wüste „very dangerous“ sei, nicht nur wegen der unsichtbaren Höhlen, welche sich jederzeit öffnen könnten, sondern auch wegen des Tigers, welcher in der Wüste leben würde. So wurde das Versprechen nach langer Diskussion in direkter Nähe zum Camp auf einem Hügel abgehalten. Unser von Kerzen beleuchteter Platz und der Sternenhimmel lieferten ein passendes Ambiente.
Nach der Versprechensfeier saßen wir mit allen noch zusammen am Lagerfeuer zum Singen und Unterhalten.
Am nächsten Morgen wurden wir früh geweckt, um den Sonnenaufgang über dem Toten Meer von der alten römischen Festung aus zu beobachten. Da wir noch in der Dunkelheit ankamen, konnten wir uns am Sternenhimmel erfreuen. Nach dem Sonnenaufgang sahen wir uns noch die Festung an.
Mit dem Bus fuhren wir zum Toten Meer. Dort verbrachten wir neben Techno Russen eine Stunde, in der wir, mehr oder weniger, schwammen. Eine sehr witzige Erfahrung, die man sich am Toten Meer nicht entgehen lassen sollte.
Gegen Mittag ging es dann zurück nach Kiryat Ono, wo sich die meisten von uns Abends bei Shaked zum Grillen trafen.
Jerusalem
An unserem letzten Tag fuhren wir erneut, dieses mal ohne Israelis, nach Jerusalem. Doch bereits die Anreise stellte für uns eine besondere Hürde dar. Bedingt durch den Sabbat fuhren keine Busse, daher mussten wir mit einem Großraumtaxi nach Jerusalem reisen. Dort angekommen stellten wir fest, dass die halbe „Alte Stadt“ aufgrund des Osterfestes der orthodoxen Christen abgeriegelt war. Nachdem wir verschiedene Gates ausprobiert hatten, kam uns die Idee, die Stadt durch das Damaskus Gate (der muslimische Teil der Stadt) zu betreten.
Nun befanden wir uns zwar in der Stadt, doch auch hier gab es immer wieder Polizeiabsperrungen. Nachdem wir verzweifelt immer wieder versucht hatten diese zu umgehen, erinnerten wir uns, dass man eben dieses Problem auch bei „Assassins Creed“ hat. Daher suchten wir, bedingt durch unsere schlechten Kletterskills, Treppen, über die wir auf die Dächer von Jerusalem kommen könnten. Wir fanden sie auch. Leider fanden wir keine Treppe welche uns wieder von den Dächern führte; springen war uns aufgrund der hohen Soldatendichte doch etwas zu riskant. Irgendwie schafften wir es doch hinter die Absperrung und konnten so die Auferstehungskirche besuchen. Keine halbe Stunde später wurden die Absperrungen allerdings auch abgebaut, so dass uns unser Erfolg nicht lange gegönnt blieb.
Abends fuhren wir mit dem Taxi zurück nach Kiryat Ono und gingen schlafen, denn am nächsten Tag ging es früh morgens zurück nach Deutschland.
Unsere Begegnungen mit Israel/Palästina „Flipbook“: https://www.yumpu.com/en/document/view/54803553/israel